Donnerstag, 12. September 2013

Manchmal kommt es anders, als man denkt..

Ich habe lange ueberlegt, ob ich dass hier wirklich posten soll, aber ich denke es zu machen schadet niemanden und so wisst ihr auch, was im Moment bei mir so los ist.

Meine erste Schulwoche war soweit okay, bis auf den letzten Tag, Freitag, den 06. September (2 Wochen nach meiner Ankunft in Amerika). In der letzten Stunde hatte ich mit meiner Hostschwester zusammen Unterricht, doch auf einmal war sie nicht mehr da. In Mathe wurde ich dann ins Office gerufen und machte noch einen Scherz, weil keiner meinen Namen aussprechen kann. Dort angekommen guckten alle recht komisch und ich dachte mir nur so " Oh mist, hab ich was gemacht? Ist mein Laptop kaputt?" . Dann musste ich mit einem Lehrer in einen kleinen Raum und mein erste Gedanke war wieder " Ich will nicht mit dem in einem Raum sein. Was ist denn los?".
 Und in dem Moment als er anfung zu sprechen aenderte sich auf einmal alles fuer mich. Er erzaehlte mir, dass mein Gastdad Dan einen Herzinfakt hatte und verstorben ist. Ich konnte es gar nicht glauben und dachte, dass wir ihn jetzt im Krankenhaus besuchen werden. Aber er ist tot..
Ich habe erstmal richtig angefangen zu weinen und dann kamen auch schon 2 andere ATS. Mein Lehrer erklaerte mir dann, dass ich nun bei den 2 ATS und deren Area Rep lebe werde. In meinem Spind war dann auch noch ein Lollie und ein Zettel mit "We hope your first schoolweek was good". Welch eine Ironie.. Naja,  danach bin ich also  mit zu ihnen nach Hause gefahren, da ihre Gastmum mein Area Rep ist. Dort haben wir dann erstmal ziemlich lange auf ihre Gastmutter gewartet und es das Warten so furchtbar. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Mann, der immer am scherzen war und den ich noch am Morgen gesehen hatte, nun nicht mehr lebt..  Ich wusste nicht was jetzt aus mir und meinem ASJ, der Familie und der Farm wird. Mein Area Rep wusste auch nicht wirklich was jetzt zu tun ist und meinte, es ist fuer alle eine besondere Situation. Da sass ich dann also. In einem fremden Land, in einer fremden Famili und einer total fremden Sitaution. Am Abend hat sie mir dann noch Klamotten von ihrer Tochter gegeben, weil ich ja echt nichts hatte. Es ist so ein scheiss Gefuehl, wenn man ohne irgendwelche Sachen bei einer fremden Familie ist und sich einfach total fehl am Platz fuehtl.. Am Abend musste ich dann noch mit auf ein Football Game und habe dann bei meinem Area Rep uebernachtet. Alle waren super lieb zu mir: Aber ich wollte nach Hause auf meine Farm!

Am naechsten Morgen war die YFU Orientation und wir haben so Dinge besprochen wie z.B was kann man mit seiner Hostfamilie in der Freizeit machen. Irgendwann konnte ich dann nicht mehr und habe total angefangen zu heulen. Ich war so fertig mit den Nerven und diese ganze Ungewissheit hat mich verrueckt gemacht. Die YFU Leute haben sich super um mich gekuemmert und es tat echt gut mit ihnen zu reden. Auf einmal hiess es dann aber, dass sich bereits 4 Familien gemeldet haben, die mich fuer das Jahr aufnehmen wollen. Tja, da stand es also fest: Nach 2 Wochen endet mein Leben auf der Farm und ich war damit ueberhaupt nicht gluecklich.
Ich war zu dem Zeitpunkt total verzweifelt und wusste nicht, was jetzt aus meinem Jahr in Amerika wird.. Auf der einen Seite war ich froh, dass sich schon Familien gemeldet hatten, aber auf der anderen Seite wollte ich einfach nur wieder nach Hause. Ich habe keine Minute lang an mein zuhause in Deutschland gedacht, sondern immer nur an mein neues Zuhause auf der Farm. Erst einen Tag vorher hatte ich erfahren wo z.B der Toaster steht. Ich weiss, es ist eig keine grosse Sache, aber ich war irgendwie total froh, dass ich mich nun langsam in diesem Haushalt auskenne.

Abends sind wir dann auf die Farm gefahren und ich habe meinen Koffer gepackt. War ein scheiss Gefuehl.. dachte ja, dass ich den erst in 1Jahr packen muss. Aber dann kam mein Area Rep in mein Zimmer und meinte " Du musst nicht alles packen, die Familie will nicht noch einen Menschen verlieren. Sie werden dich in ein paar Tagen wieder nach Hause holen". Ich habe in dem Moment einfach soviel Liebe, Respekt und Erleichterung fuer meine Hostfamily empfunden!

Nach einer weiteren Nacht beim Area Rep waren wir dann in der Kirche um Dan lebewohl zu sagen. Dort war dann auch die ganze Familie. Tresa hat mich gar nicht mehr losgelassen, aber ansonsten war die Familie so stark und hat kaum geweint. Ich habe an diesem Tag das erste Mal einen toten Menschen gesehen und es war furchtbar. Die Nacht darauf habe ich nur sein weisses Gesicht gesehen und konnte gar nicht richtig schlafen.. Ich haette ihn lieber als den lustigen Menschen, der er war in Erinnerung behalten..

Am Montag war dann die Beerdigung. Es lief eine Diashow, auch mit Bildern von mir. Ich sass zusammen mit der engsten Familie in der ersten Reihe, bin mit ihnen zusammen in die Kirche gegangen und habe zusammen den Sarg zugedeckt. Ich habe in dem Moment soviel Dankbarkeit empfunden, dass sie mich als Familienmitglied sehen. Natuerlich war der Tag total traurig und ich musste mein Weinen echt unterdruecken, denn die Familie hat kaum eine Traene vergossen.. Sie wirken so stark, aber ich weiss nicht, ob sie es wirklich sind. Das Essen glich eher einem Geburtstag, weil alle am reden und am lachen waren und Dans Lieblingsmusik Rock lief. Jeder geht mit der Situation anders um, aber mir war an dem Tag nicht so nach reden und lachen. Nach der Beerdigung musste ich wie auch schon am Morgen zurueck zur Schule..

Am Abend bin ich dann sponanerweise zu meiner Spindnachbarin gezogen, keine Ahnung warum. Nun lebe ich also hier und alle sind alle super nett und ich fuehle mich hier total wohl.
Gestern war Tresa auch wieder in der Schule und meinte, dass ich heute zurueck kommen kann. Aber so einfach geht dass ja nicht..
Meine Hostfamilie versucht wieder das normale Leben aufzunehmen und zwar 5 Tage nach dem Tod von Dan. Ich will zurueck, aber noch nicht so frueh. Ich habe echt Angst vor dem was kommt :(
Wenn ich laenger bei meiner jetztigen Familie bleibe, will ich hier nicht mehr weg, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber wenn ich jetzt schon zurueck gehe, bin ich total ueberfordert mit der Situation und weiss nicht, was ich machen soll..
Im Moment kann ich erstmal abwarten und vielleicht werde ich in 1-2 Wochen zurueck nach Hause ziehen.

Viele fragen mich, ob ich mit der Situation zurecht komme und ich muss ganz ehrlich zugeben: Ja!
Ich kann immer noch nicht richtig glauben, dass Dan tot ist und mache mir totale Sorgen um die Familie und um die finanzielle Situation wegen der Farm, denn 2000 Schweine und die ganzen Felder versorgen sich nicht von selbst. Es tut echt weh, wenn ich daran denke, was wir im Winter alles zusammen unternehmen wollten..
Aber mein Schmerz ist nicht gegen den der Familie und ich freue mich einfach unglaublich darauf wieder zuhause zu sein. Ich glaube der Verlust von Dan wird uns alle zusammen schweissen und irgendwie schaffen wir dass alles schon. Es bringt in dieser Situation einfach nichts, wenn man pessimistisch ist und deswegen versuche ich mir auch dauernd selber Mut zu machen. Ist vielleicht die beste Loesung in dieser Situation.
Dieses Wochenende war einfach schlimm und ich hoffe so sehr, dass alles wieder gut wird..

So ihr Lieben, jetzt wisst ihr, was bei mir so passiert. Ich habe echt nicht die Zeit und Kraft jedem von euch aufs Neue alles zu erzaehlen und denke dieser Post vereinfacht es ziemlich.

                                    Macht euch keine Sorgen um mich, ich komme zurecht!



26 Kommentare:

  1. Menschen treten in unser Leben und begleiten
    uns eine Weile. Einige bleiben für immer,
    denn sie hinterlassen ihre Spuren in unseren Herzen.

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  2. Hey Chiara,
    du bist so stark!
    Ich hoffe alles, alles Gute für dich.

    Leonie <3

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    1. Vielen dank! Ja im Moment wirke ich vielleicht so stark, aber wenn ich ans "Zurueckkehren" denke, bin ich ueberhaupt nicht mehr stark sondern einfach ueberfordet und habe Angst..

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  3. Hey, dein Text hat mich echt berührt! Ich wünsch dir alle, alle Kraft der Welt, damit du wieder "auf die Beine" kommst!
    LG

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    1. Vielen Dank! Das Leben geht weiter, egal was passiert. Also bleibt mir nichts anderes uebrig, als wieder auf die Beine zu kommen..

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  4. Ich denke als Familie werdet ihr das gemeinsam schaffen und ich wünsche dir viel Glück für die Zukunft. Ich hoffe so etwas werde ich bei meinem ATJ 2014/15 nicht erleben, aber wenn es passieren soll, passiert es.

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    1. Vielen Dank! Mh sowas kann man nie wissen.. Von einer Freundin ist eine Woche frueher der Hostbrother gestorben und ich dachte, dass mir sowas auch nie passieren wird. Tja, so ist das Leben

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  5. Es tut mir so Leid, aber ich kann dich einigermaßen verstehen. Ich hoffe nur das Beste für euch!

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  6. Ich weiß nicht, wie oft ich das jetzt schon gelesen habe und ich bin immernoch jedes mal so heftig geschockt.
    Ich kann dich nur unglaublich für deine Stärke bewundern, mit der du das durchziehst, das ist etwas worauf du stolz sein kannst, auch wenn es vielleicht nicht in die Situation passt...
    Das ist echt mit das schlimmste was man sich vorstellen kann, was im ATJ passiert, aber du wirst das meistern, egal wie.
    Ich bin echt beeindruckt von dir, du schaffst das ! ♥

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    1. Ach Jojo vielen lieben Dank! Ja ich wache auch morgens auf und erst nachdem ich bemerkt, dass es nicht mein Bett ist, faellt mir wieder ein, was passiert ist.. Aber glauben kann ich es immer noch nicht..
      Ja es wird schon. Ein Schritt vor den anderen und irgendwann habe ich das Ziel zusammen mit meiner Familie erreicht.

      <3

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  7. Du kennst mich zwar nicht, aber das tut mir super leid :(
    Ich wünsche dir und deiner Familie gaaanz viel Kraft! :)

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  8. Hey Chiara,
    Ich bin selbst Austauschschüler in der USA, und bei mir ist was ähnliches passiert. Meine gasttante ist auch verstorben, drei Wochen nachdem ich angekommen bin. Klar, das ist nicht das selbe, aber ein bisschen kann ich nach vollziehen wie du fühlst, ein kleines bisschen.
    Ich wünsche alles alles Gute für dich und deine Familie und viel kraft !

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    1. Oh.. dass tut mir leid! Ich wuensche dir natuerlich das selbe und vielen Dank!

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  9. Ich bin auch Austauschschüler&hab Tränen in den Augen! Ich bewundere dich sehr&wünsche dir alles gute&ganz viel kraft! Machs gut,Rebekka:)

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  10. Liebe Chiara,ich bin die Mama eines ATS der seit 4 Wochen in den USA ist. Ich verfolge hier manchmal Blogs von euch ATS weil ich beeindruckt bin von eurem Mut und von dem was ihr erlebt.... nun bin ich durch Zufall (wenn es ihn überhaupt gibt) auf deinem Blog gelandet. Habe Deine Zeilen gelesen, sitze hier bin tief berührt und mir laufen die Tränen wie verrückt. Das hat mich echt tief berührt. Man fühlt regelrecht wie betroffen und traurig du bist. Man spürt das Du soooo viel Liebe in Dir hast! Ich kenne Dich nicht aber eines weiß, ich Deine Eltern (und jetzt mal Deine richtigen :-)) können einfach nur stolz auf Dich sein. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Auch wenn es schwer fällt verlier Deinen Blick nicht für dieses einmalige Austauschjahr für die USA für die Menschen um Dich rum. Ich bin sicher Dan würde es genau SO wollen. Bleib wie Du bist Alles Liebe eine tiefberührte Mama

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    1. Dass ist sehr lieb, vielen vielen Dank! Ich wollt den amerikanischen Alltag kennenlernen und die Amerikaner so erleben, wie sie wirklich sind. Und genau dass tue ich grade. Ich habe selten so liebe und hilfsbereite Menschen getroffen, wie hier in meiner Umgebung. Fremde kommen zu mir und sagen "Be stong" und nehmen mich in den Arm. Und diese ganze Herzlichkeit hilft mir wirklich nach vorne zu gucken ! (:
      Sowas wie bei mir wuensche ich keinem anderen ATS und auch sonst keinem, allerdings ist dass das Leben und sowas passiert jeden Tag. Das Leben ist zu kurz um traurig zu sein, dass ist mir jetzt bewusst geworden und genau aus dem Grund werde ich jetzt meinen Traum USA leben!

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  11. Das ist so traurig! Und auch wenn wir uns nicht kennen: Ich wünsche dir alles Gute, bleib stark und versuche deinen Traum "Ein Jahr USA" hoffntlich trotzdem genießen zu können... alles Liebe ♥

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    1. Die Freundlichkeit der Amerikaner lerne ich jeden Tag aufs neue kennen, deswegen denke ich, dass mein Traum allein deswegen schon nicht zum Albtraum wird (:
      Vielen Dank!

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  12. Liebe Chiara, ich habe Deinen Post gelesen und erstmal eine paar Tränchen vergossen .... Ich bin unendlich stolz, das meine Freundin (Deine Mutter) eine so tolle Tochter hat, wie Dich. Mama macht sich oft Sorgen um Dich... aber ich denke, dass braucht sie nicht, denn Du bist schon so erwachsen und vernünftig und ich denke, Du gehst Deinen Weg. Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe! Susi

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    1. Hallo Susi! Ja da sagste was wahres! Mama macht sich einfach vieeeeel zu oft um unnoetige Dinge Sorgen (: Aber vielen, vielen Dank!

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  13. Der Stein der Steine sagt,wenn du Angst vor Rückkehr hast und nicht weißt was du machen sollst dann verlaß dich auf dein Bauchgefühl.Es wird die richtige Antwort für dich finden und alles wird Gut.

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